1954 wurde aus dem kriegsbeschädigten Barockpalais in der Klosterstraße das größte Jugendklubhaus der DDR-Hauptstadt. Seit 1959 trug es den Namen "Haus der jungen Talente" – kurz HdjT. Über die Jahre gingen dort Hunderttausende Jugendliche ein und aus. Wegen der Folk-, Blues- oder Jazzkonzerte, wegen der Leute, die man dort traf. 1978-82 fanden im HdjT DDR-weite Folkfestivals statt. Die Berliner Folkband JAMS spielte regelmäßig zum Volkstanz. Beim Festival des politischen Liedes trafen sich hier Künstler aus aller Welt im „Songklub“ zur After-Show-Party.
„Es stand ein Haus in Ost-Berlin – Jungsein in der DDR“
Seit den frühen 1970er Jahren entwickelte sich das HdjT zum wichtigsten Zentrum für Folkmusik und Jazz in Berlin und für Avantgarde-Jazz bzw. Free Jazz sogar in der gesamten DDR. Dort spielten auch junge Rock- und Bluesbands, die ein vom offiziellen abweichendes Kultur- und Lebensverständnis hatten. Viele Stars der ostdeutschen Musikszene standen auf der Bühne im Saal des HdJT. Manche, wie die Rockband Pankow um André Herzberg, erlebten hier ihren Durchbruch. Es war ein Ort, an dem eigentlich immer etwas los war, in einem ansonsten eher langweiligen Land.
Der Saal hatte 450 Plätze, der Veranstaltungskeller 150. Im Hof fanden 1.500 Besucher Platz. Zusätzlich gab es zwölf Probe- und Veranstaltungsräume, u. a. für ein Kabarett, für das Kinder- und Jugendensemble „Musik und Bewegung“ oder den ersten Computerklub der DDR. Wöchentlich fanden im Haus bis zu 20 Veranstaltungen statt. 1991 wurde das HdjT geschlossen und allen über 40 Gruppen und Zirkeln gekündigt, da der Kultursenator und die zuständige Senatsverwaltung das bisherige Nutzungskonzept nicht weiterführen wollten.
Die dreiteilige Doku von Karoline Kleinert im rbb-Fernsehen erzählt von der Geschichte des Hauses und den Geschichten seiner Besucher und damit von DDR-Jugendkultur im Spannungsfeld zwischen Individualität und Anpassung, zwischen Offenheit und Kontrolle.