Geschafft: Die Waldzither ist immaterielles Kulturerbe! | 29.03.25

Bau und Spiel der Waldzither in Thüringen und im Harz sind nun anerkannt als „kulturelle Traditionen von nationaler Bedeutung“. Auf Beschluss der Kultusministerkonferenz und der Bundeskulturbeauftragten stehen sie seit 26. März im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen UNESCO-Kulturerbes. Das ist ein Riesenerfolg für die DeutschFolk-Initiative unter dem Dach von PROFOLK, den Verein der Freunde und Förderer der Waldzither in Suhl und den Harzklub-Zweigverein Braunlage. Gemeinsam hatten sie sich seit 2023 unermüdlich dafür eingesetzt. Ihre Mühe hat sich gelohnt.

Gruppe Hüsch © Tim Liebert

Große Freude bei der Folkband Hüsch aus Jena! Waldzither spielen hier Joachim Rosenbrück, Tim "Doc Fritz" Liebert, Hanna Flock, Nico Schneider (von links, Foto © Tim Liebert)

Die Waldzither ist ein Zupfinstrument, das durch seine charakteristische Bauweise und den klaren, warmen Klang auffällt. Es wurde traditionell vor allem in ländlichen Gegenden gespielt, um Volkslieder und Melodien zu begleiten. Heute erlebt das Instrument eine Renaissance im Bereich Folk und auch in modernen und experimentellen Musikstilen. Die Kulturform umfasst das Spielen des Instruments, den Bau sowie die Weitergabe von Spieltechniken und zieht heute eine Vielzahl von Musikern und Interessierten an.

Aus der Anerkennung als „Beispiel Guter Praxis der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes“ durch die Deutsche UNESCO-Kommission (2025)
Eintrag zur Waldzither in der Bundesweiten Liste des Immateriellen Kulturerbes (2025)

"Bergmannszither", Wandervogel-Instrument, beliebt in der deutsch-deutschen Folkszene

Die neunsaitige Waldzither gehört zur Familie der Cistern und diese wiederum zu den Kastenhalslauten, die in Europa eine achthundertjährige Tradition besitzen. Thüringer und Harzer Cistern sind seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar. Weil das Instrument gern von Bergleuten gespielt wurde, nannte man es auch „Bergmannszither“. Hergestellt wurde die Thüringer Waldzither u. a. von Schäftemachern der Suhler Waffenfabriken und von Instrumentenbauern im vogtländischen Markneukirchen.

Beliebt war die Waldzither Anfang des 20. Jahrhunderts bei der Wandervogel-Bewegung. Es entstanden neue Formen, so 1897 die Hamburger Waldzither mit Schraubenkopf-Mechanik. In den siebziger und achtziger Jahren waren Waldzithern noch recht häufig in DDR-Gebrauchtwarenläden zu finden. Neu gebaute Instrumente kamen meist aus dem vogtländischen Musikwinkel.

In den 80ern fanden sie schnell Eingang in die Folkszene. Angeregt durch das Vorbild von Bands wie Liederjan (Hamburg), Windbeutel und Skye (Ost-Berlin), Folkländer (Leipzig) oder Liedehrlich (Gera) spielten bald auch jüngere Bands Waldzither, etwa Bruder Anton (Freiberg), Bumfidl (Jena), die Dickband (Potsdam) und Ziegelsteins Musikanten (Neustrelitz).

Schottenschulle aus Berlin mit Waltzither, 80er Jahre (Foto: Sammlung Peter Schultze)
Schottenschulle von der Folkband Skye aus Berlin mit Waldzither, 80er Jahre (Foto: Sammlung Peter Schultze)

Cister-Symposien und Waldzither-Verein in Suhl

Für die Wiederbelebung des Instruments nach 1990 spielen die Waldzither- bzw. Cistersymposien seit 2003 in Suhl sowie der 2014 gegründete Waldzitherverein eine große Rolle. Aktiv als „musikalischer Botschafter“ der Thüringer Waldzither ist seit 2013 die Folkband Hüsch in Jena. Treibende Kraft ist hier Tim Liebert alias „Doc Fritz“.

Weltkulturerbe Waldzither? (Artikel auf ostfolk.de vom 08.01.24)

So klingt die Waldzither (Hörbeispiele):

Hüsch: "Hansgörg, wos mach mer heit?", erzgebirgisches Volkslied
https://www.youtube.com/watch?v=Y5avkl6PD1Y

Hüsch: "Und so nehm ich meine Büchse", Wildschützenlied aus Thüringen
https://www.youtube.com/watch?v=DfY2lt5HPVg

Björn Kaidel (Fior): "Poloness 44" nach F. H. Füllgraf (1782-1869)
https://www.youtube.com/watch?v=kVvbS4AvQsw

Christian Wandzala: Drei mittelalterliche Melodien (Cantigas de Santa Maria, 13. Jh.)
https://www.youtube.com/watch?v=7rCNMyp6xdU

Jo Rosenbrück (Hüsch): "Here comes the sun" (Beatles), Fingerstyle-Waldzither
https://www.youtube.com/watch?v=TUpec2u-hFE

TuckamoreDew: "O'Carolan's Draught" (irische Barockmelodie)
https://www.youtube.com/watch?v=hDOLkK7Gbqk