Private Künstleragenturen für Liedermacher, Folk und andere Kleinkunst-Genres gab es in der DDR nicht. Für die Betreuung von Bands mit Amateurpappe waren die Kabinette für Kulturarbeit zuständig. Die Vermittlung von Berufskünstlern fiel in die Verantwortung der Konzert- und Gastspieldirektion ihres Heimatbezirks. Manchmal half das Komitee für Unterhaltungskunst. Die meisten Bands nahmen die Sache jedoch selbst in die Hand.
Mitte, Ende der siebziger Jahre, als Folk in der DDR mehr oder weniger noch ein Geheimtipp war, konnten sich die wenigen Bands vor Auftrittswünschen kaum retten. Scarlett Seeboldt von Wacholder erinnert sich:
„Kies [Matthias Kießling] ist immer mit dem Koffer an den Briefkasten im [Studenten-]Wohnheim marschiert und hat Briefe mit Angeboten, wo wir spielen können, rausgeholt. Da träumst du heute davon.“
Schon während der ersten DDR-Folkwerkstatt im Herbst 1976 tauschte man sich über folkfreundliche Veranstalter aus. Zu ihnen gehörte außer dem Malzhaus in Plauen ein Netzwerk von Jugendklubleitern, die sich vom Studium kannten – u. a. Stefan „Stoffel“ Paubel im Berliner Haus der jungen Talente, Wolfram Schulze im Potsdamer Klub der Arbeiterjugend Spartakus und Reinhard „Pfeffi“ Ständer, der im Kreiskabinett für Kulturarbeit Hoyerswerda für Jugendklubs zuständig war. „Pfeffi“ war Stammgast bei den Folkfestivals in Berlin und von 1980 bis 1984 bei den Leipziger Folkwerkstätten. Dort war regelmäßig auch Klaus „Eumel“ Jorke anzutreffen, der in Halle Folkveranstaltungen organisierte und mehrere Jahre (inoffiziell) auch Manager der Band Notentritt war.
„Da wurden die Kontakte geknüpft, mit der Berliner Szene, mit den Leipzigern, mit den Plauenern, mit den Erfurtern, mit den Jenaern auch. Mit Liedehrlich, Piatkowski & Rieck usw. Du hast sie dort alle auf einem Haufen gehabt. Und ich als Organisator, der schon seine Veranstalter im Hintergrund hatte, da ging das bei mir los … gleich Termine machen: Wann könnt ihr mal spielen, was kostet’s?“
Das 1980 in Berlin gegründete hauptamtliche Büro Festival des politischen Liedes organisierte außer dem jährlichen Festival im Februar ab 1983 auch den Berliner Liedersommer. Mit dem Festivalbüro und der DDR-Künstleragentur, die das Monopol bei der Vermittlung ausländischer Künstler hatte, kooperierte Ulli Doberenz von Folkländer, später Folkländers Bierfiedler als freischaffender Programmgestalter, etwa bei der Vorbereitung der Leipziger Liederaue, der „kleinen Schwester“ des Berliner Liedersommers.