In der Szene bekannt wurde das Dorf in der Schorfheide, 65 Kilometer nördlich von Berlin, zwischen Templin und Eberswalde durch das private Folklorefest, das dort im Juli 1980 stattfand. Organisiert hatte es der Dorfklub gemeinsam mit Polkatoffel aus Berlin. Ohne Honorar, nur für Speis und Trank, Nachtlager und Reisekosten spielten Musiker von Wacholder aus Cottbus, Folkländer und Zenzi aus Leipzig, Brummtopf und Saitensprung aus Erfurt, Klanghaufen und Hupff Auff aus Ost-Berlin. Trotz schlechten Wetters bevölkerten 600 Besucher das 1000-Seelen-Dorf. Bei den zunächst skeptischen Einwohnern kam das Festival gut an. Geplant wurde eine Neuauflage im nächsten Jahr, dann aber größer (und kostendeckend). Unterstützung kam vom Rat des Kreises Eberswalde, der die Gegend mit einem Folklorefestival kulturell beleben wollte.
Leiter des Dorfklubs war der in Friedrichswalde ansässige Dokumentarfilmregisseur Günter Lippmann. Der kannte Andreas Wieczorek von Polkatoffel. Die beiden gingen gemeinsam mit dem befreundeten Berliner Grafiker Klaus Bädicker an die Vorbereitung des 1981er Festivals. Bei ihnen meldeten sich nach und nach immer mehr Gruppen, die gern teilnehmen wollten. Nicht weniger als 18 sollten schließlich auf drei im Dorf verteilten Bühnen auftreten, unter ihnen sämtliche damals angesagte DDR-Folkbands, dazu der Liedermacher Gerhard Schöne, das Liedtheater Karls Enkel sowie Musikgruppen aus Chile und Südafrika. Auf dem Programm standen außerdem Clownerie, Puppentheater, Volkstanz, Kinderprogramm, Bierzelt, Blasmusik, Kremserfahrt, Lampionumzug und Lagerfeuer. Es sollte das größte Folklorefestival in der DDR werden, das nicht in einer Stadt ausgerichtet wurde (und zugleich das größte nicht offiziell organisierte). Die Initiatoren rechneten mit 6 000 bis 7 000 Besuchern, möglicherweise mehr. Übernachten sollten sie in Zelten auf dem Sportplatz. Für die Künstler hatte man Privatquartiere im Dorf angemietet.
Doch am 22. Mai 1981, sechs Wochen vor dem Festival, kam vom Rat des Kreises Eberswalde das Aus:
„In Abstimmung mit dem Rat des Bezirkes […] und den zuständigen Sicherheitsorganen wird das für den 3. bis 5. Juli 1981 in Friedrichswalde geplante Folklorefest untersagt.“
Da waren die Plakate schon gedruckt, lief DDR-weit der Kartenvorverkauf. Dem Vorbereitungskomitee warf man vor, es hätte sich die Eintrittspreise nicht bestätigen lassen, eigenmächtig Gruppen eingeladen und den Rat der Gemeinde nicht einbezogen. Außerdem sei die organisatorisch-technische Vorbereitung mangelhaft. Moniert wurde u. a. die zu geringe Anzahl von Toilettenwagen.
Die Initiatoren des Friedrichswalder Folklorefestivals wehrten sich gegen das Verbot. Am 25. Mai richteten sie eine Eingabe (Beschwerde) an den Rat des Kreises. Zugleich bemühten sie sich um ein Gespräch im Zentralkomitee der SED. Das kam auch kurzfristig zustande. Anschließend wurde das Verbot zwar aufgehoben, doch wurden dem Vorbereitungskomitee nicht erfüllbare Auflagen erteilt. Vor allem sollte die Besucherzahl auf höchstens 2 000 reduziert werden – zu einem Zeitpunkt, als schon 2 500 Eintrittskarten verkauft waren. Weder eine inhaltlich und organisatorisch nachgebesserte Konzeption noch die Einbeziehung erfahrener Partner vom Haus der jungen Talente und vom Festival des politischen Liedes in Berlin halfen weiter. Der Rat des Kreises blieb hart, musste wohl hart bleiben: nicht mehr als 2 000 Besucher. Daraufhin sahen sich die Initiatoren am 9. Juni gezwungen, ihr Vorhaben aufzugeben.
Die Folkszene war frustriert. Allerdings gab es auch Stimmen, die sich skeptisch über die wenig professionelle Festivalvorbereitung äußerten. Günter Lippmann räumt ein, dass die geplante Größenordnung nur schwer zu beherrschen gewesen wäre, z. B. habe es keine Schlechtwetter-Variante gegeben. Er sagt:
„Es ist bis heute nicht klar, wer da nun wirklich endgültig den Hahn zugedreht hat. Unser Festival war eine Initiative von unten. Wir wollten es ohne Gängelei machen, aber wir wussten natürlich, dass wir die Dinge abstimmen müssen. Es war ja keine subversive Veranstaltung. Aber das hat man wahrscheinlich vermutet. Man hat wohl auch Angst gekriegt vor einer Zusammenkunft von paar Tausend Leuten. Und das gerade in einer Zeit, als Solidarność in Polen im Schwange war. Da sind die einfach nervös geworden.“
Der Abschlussbericht der MfS-Kreisdienstelle Eberswalde wertet das verbotene Festival als
„weitgefächerte, in vielen gesellschaftlichen Bereichen verankerte Aktivität zum Unterlaufen staatlicher und gesellschaftlicher Normative“.
Der damalige Verantwortliche für Kultur im Rat des Kreises Eberswalde, erinnert sich, befragt nach den Verbotsgründen, zwar an Besorgnisse „im Territorium“ über die geplante Größe des Festivals, meint aber,
„die endgültige Entscheidung hing mit der Angst zusammen, die offensichtlich ein paar Leute ganz oben hatten, weniger in Bezug auf die Folkloregruppen, sondern mehr auf die Besucher. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, und was wohl mit den Ausschlag gegeben hat, war die Tatsache, dass das Waldstück zwischen Joachimsthal und Friedrichswalde ein Jagdgebiet von Erich Mielke war. Am Werbellinsee hatte außerdem Willi Stoph einen Anlegesteg. Und dann natürlich der Bereich von Erich Honecker, sein Jagdgebiet.“
Im Schloss Hubertusstock empfing Honecker im Dezember 1981 Bundeskanzler Helmut Schmidt. Bis nach Friedrichswalde sind es gerade einmal 13 Kilometer Luftlinie.