Die ersten Singeklubs (oder Singegruppen) entstanden Mitte der sechziger Jahre spontan an Universitäten, Hochschulen und erweiterten Oberschulen – im Ergebnis der ersten Welle des internationalen Folk-Revivals, die aus den USA nach Europa herüberschwappte. Der 1959 in die DDR übergesiedelte kanadische Folksänger Perry Friedman hatte die Veranstaltungsform der Hootenanny mitgebracht – ein lockeres gemeinsames Singen ohne festes Programm. Zur Gitarre gesungen wurden Folksongs von Pete Seeger und Bob Dylan, deutsche Volkslieder, aber auch selbstgeschriebene Lieder. Die Hootenanny-Bewegung wurde vom Zentralrat der FDJ zunächst mit Skepsis betrachtet. Später setzte er sich an die Spitze der Bewegung.
1967 gründeten Studenten die Folkloregruppe der TU Dresden. Bekanntester und einflussreichster Singeklub war der 1966 gegründete Hootenanny-Klub Berlin, der sich ab 1967 Oktoberklub nannte. Ab 1970 war er ein Mitveranstalter des Festivals des politischen Liedes. Die auch vom Jugendsender DT 64 geförderte Singebewegung umfasste auf ihrem Höhepunkt 1973 rund 4 000 Singeklubs. Die besten von ihnen wurden zu republikweiten Werkstattwochen delegiert, die jedes Jahr in einer anderen Bezirksstadt veranstaltet wurden. Die erste fand Ende September 1967 in Halle (Saale) statt. 16 Singeklubs mit insgesamt 300 Mitgliedern sangen, musizierten, diskutierten miteinander. Die Werkstattwochen waren keine Leistungsvergleiche mit Jury-Einschätzungen, sondern Arbeitstreffen, bei denen die erfahreneren Singeklubs „Beispielprogramme“ zeigten, während die Neulinge einer Beratergruppe ihre „Diskussionsprogramme“ vorstellten. Während der Werkstattwochen wurde an Text, Musik und Interpretation praktisch gearbeitet. Eine ehrenamtlich erstellte Werkstattzeitung erschien.
Nach den X. Weltfestspielen der Jugend und Studenten, die im Sommer 1973 einen „Hauch von Woodstock“ nach Ost-Berlin gebracht hatten, rächte sich die politische Instrumentalisierung der Bewegung durch die FDJ. Das Publikum blieb weg, der Spaß ging verloren, viele Singeklubs lösten sich auf. Lutz Kirchenwitz, einst selbst Leiter des Oktoberklubs, resümierte:
„Wurzelnd in der Singebewegung, jedoch in demonstrativer Abstoßung von ihr, entwickelt sich Mitte der siebziger Jahre eine Liedszene mit Liedermachern, Liedtheatern und Folkloregruppen.“
So wie die Liedermacher Bettina Wegner, Kurt Demmler, Barbara Thalheim, Gerulf Pannach, Gerhard Gundermann oder Hans-Eckardt Wenzel haben auch viele Mitglieder von Folkbands erste Musizier- und Bühnenerfahrungen in der FDJ-Singebewegung gesammelt. Das gilt für Jack & Genossen, Brummtopf, Folkländer, für Piatkowski & Rieck, Liedehrlich und Horch. Aus der Singebewegung brachten sie wichtige Kontakte mit – und das Selbstverständnis als Teil eines größeren Ganzen, jetzt der eigenständigen Folkszene. Außerdem übernahmen sie von dort die Veranstaltungsform der Werkstatt.
In den Singegruppen der NVA trafen sich auch Musiker, die im „normalen Leben“ niemals mit der FDJ-Singebewegung geliebäugelt hätten. Hier aber nutzten sie den Freiraum, um wenigstens kurzzeitig dem militärischen Alltag zu entfliehen, sich „abzuseilen“, wie es in der Soldatensprache hieß.