Rund 30 Tanzgruppen gab es 1989 in der DDR, davon fünf allein in Leipzig, drei in Berlin und zwei in Ilmenau. Ihr Metier war nicht der Bühnentanz, sondern der Mitmach-Volkstanz, der zu dieser Zeit längst zum massenwirksamsten Zweig der DDR-Folkszene avanciert war. Die Tanzpaare führten zu den Erklärungen eines Tanzmeisters oder einer Tanzmeisterin dem tanzwilligen, aber nicht -kundigen Publikum Schritte und Tanzfiguren vor. Übernommen wurde dieses Prinzip von der ungarischen Tanzhaus-Bewegung. Höhepunkte der Folktanz-Szene waren ab 1986 die jährlichen internationalen Tanzhausfeste in Leipzig.
Mindestens die folgenden Tanzgruppen gab es in der DDR:
Kreuz & Square (Leipzig, ab 1980); Zerrwanst & Co. (Leipzig, ab 1980); Gehupft wie gesprungen (Halle, ab 1981); JAMS Tanzhaus (Berlin, ab 1981); Brummkreisel (Mittweida, ab 1982); Tanztölpel (Plauen, ab 1982); Wechselhupf (Erfurt, ab 1982); Fehltritt (Berlin, ab 1983); Tanz & Spring Band (Leipzig, ab 1983); Wimmerschinken (Leipzig, ab 1983); Hops und Malz (Wismar, ab 1983); Podium (Dresden, ab 1983); Fußfolk (Karl-Marx-Stadt, ab 1984); Schwedenquell bzw. Swedenquell (Leipzig, ab 1984); Schwenkhops (Potsdam, ab 1984); Holter di Polka (Görlitz, ab 1984); Quickborn (Dresden, ab 1985); Lumich (Leipzig, ab 1985); Zucker und Zimt (Jena, ab 1985); Ilmfiedelhupf (Ilmenau, ab 1987); Pas de Folk (Berlin, ab 1986); Schulmeister (Dresden, ab 1987); Die Raben (Berlin, ab 1988), Gugelhupf (Dresden, ab 1990).
16 oder mehr Tanzgruppen waren schon 1984 in der DDR aktiv, als Florian Steinbiß für die bundesdeutsche Folkszene konstatierte:
„Tanz ist für die meisten der Deutsch-Folk-Gruppen gleichbedeutend mit Instrumentalmusik. Denn wirklich ‚zum Tanze‘ spielen nur wenige Ensembles.“
Namentlich erwähnte er Fiedelmichel und Toätendierk, beide in Münster, Schnappsack in Hildesheim, Hampelmuse in West-Berlin und Lilienthal in Göttingen.
Die Deutsche Gesellschaft für Volkstanz, gegründet 1951 in der Bundesrepublik, vereinte Tanzgruppen in allen Bundesländern. Deren Mitglieder stammten eher vom Land oder aus Kleinstädten, oft älter und trugen Tracht. Die Folktänzer in der DDR dagegen kamen meist aus Großstädten, waren blutjung und hatten keinerlei Beziehung zur Tracht oder lehnten sie sogar strikt ab.
Sigrid Römer, Tanzmeisterin bei Kreuz & Square in Leipzig, der 1980 ins Leben gerufenen ersten Mitmach-Tanzgruppe der DDR, kennt die Situation sowohl im Osten als auch im Westen:
„Was die DDR-Volkstanzszene gebracht hat, ist ein unbeschwerteres Herangehen an überlieferte Tanzweisen und Tanzbeschreibungen. Da stehen Kollegen aus dem alten Bundesgebiet manchmal ein bissel fassungslos daneben. Im Westen fehlt mir oft die Lebendigkeit. Und sie haben auch nicht so tolle Musik.“