Die Abkürzung AG stand in der DDR nicht für Aktiengesellschaft, sondern für Arbeitsgemeinschaft. Beim Zentralhaus für Kulturarbeit bestanden 17 Zentrale Arbeitsgemeinschaften für die verschiedenen Sparten des Volkskunstschaffens als beratende Gremien ohne Entscheidungskompetenz. Über deren Aktivitäten informierte das Zentralhaus laufend sowohl das Kulturministerium als auch die Abteilung Kultur im Zentralkomitee der SED.
Als 18. ZAG wurde im Mai 1982 nach langem Zögern die für Musikfolklore gegründet. Die 23 Mitglieder waren Leiter maßgeblicher Folkbands, Wissenschaftler, Kulturfunktionäre und Rundfunkredakteure. Berufen wurden sie vom Minister für Kultur. Zuvor mussten sie in ihren Heimatbezirken durch das jeweilige Mitglied des Rates für Kultur, das BezirksKabinett für Kulturarbeit und ihre Arbeitsstelle bestätigt werden. Der Personenkreis in der ZAG Musikfolklore unterschied sich nur wenig vom 1977 basisdemokratisch gegründeten Folklore-Initiativkomitee (FINK), in einem Fall aber doch: Reiner Luber, Leiter der Band Brummtopf und ein prägender Musiker der Erfurter Folkszene, wurde nicht in die ZAG berufen, weil der Betrieb, in dem er arbeitete, dem nicht zugestimmt hatte. Vorsitzender wurde Bernd Eichler von Windbeutel, sein Stellvertreter Jürgen Wolff von Folkländer, beide starke Persönlichkeiten mit Renommee in der Szene, aber häufig gegensätzlichen Ansichten.
Getagt wurde in der Regel zweimal pro Jahr in Berlin. Für Ärger unter den ZAG-Mitgliedern sorgte die Tatsache, dass sie wichtige Entscheidungen, die zuvor im kleinen Kreis, d. h. vom ZAG-Vorsitzenden, dem SED-Parteiorganisator der ZAG und Funktionären des Zentralhauses, getroffen worden waren, nur noch „abnicken“ sollten. Zu den wichtigsten Aufgaben der ZAG Musikfolklore gehörte die Vorbereitung der jährlichen DDR-weiten Folkwerkstätten.
Innerhalb der ZAG wurden 1983 zwei Arbeitsgemeinschaften gebildet: die AG Volksmusiksammler (Leitung Kurt Thomas, Institut für Volksmusikforschung Weimar) und die AG Traditionelle Volksmusikinstrumente (Leitung Friedrich Schlütter von den Thüringischen Spielleut in Zella-Mehlis, deren traditionsorientiertes Folkloreverständnis sich von den meisten jungen Folkbands unterschied). Geplante AGs zu Volkstanz und Musiktheorie kamen nicht zustande.
In mehreren Bezirken wurden Bezirksarbeitsgemeinschaften für Musikfolklore gegründet. In Potsdam engagierte sich darin z. B. die Band Antiqua. Sie organisierte in den achtziger Jahren Bezirkswerkstätten für Folk und angrenzende Genres.
Die ZAG Musikfolklore beendete ihre Tätigkeit im Februar 1990 in Neubrandenburg. Dort fand anstelle der eigentlich vorgesehenen 10. Zentralen Folkwerkstatt die Gründungsversammlung eines DDR-Verbandes der Folkloristen statt. 33 Bands vor allem der zweiten Generation traten ihm bei, doch war dem Verband kein langes Leben beschieden. Viele ostdeutsche Bands, sofern sie nach 1990 weiterbestanden, schlossen sich Profolk an, dem Verband des westdeutschen Folk-Revivals, der nun gesamtdeutsch agierte und von der „Frischzellenkur“ aus dem Osten profitierte.